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ALTENBURG/STIFT: Teatro Barocco PYGMALION (G.A.Benda)/ DIE HOCHZEIT AUF DER ALM (J.M.Haydn)

15.07.2013 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

Teatro Barocco im Stift Altenburg: „Pygmalion“ von Georg Anton Benda und „Die Hochzeit auf der Alm“ von Johann Michael Haydn (Vorstellung: 14. 7. )

 Das im Vorjahr gegründete Teatro Barocco bietet auch heuer im Stift Altenburg bei Horn einen Opernabend der besonderen Art an – mit zwei Raritäten von Komponisten des 18. Jahrhunderts, die Wolfgang Amadeus Mozart gekannt hat und deren Werke ihn nachweislich beeinflusst haben: „Pygmalion“ von Georg Anton Benda (1722 – 1795) und „Die Hochzeit auf der Alm“ von Johann Michael Haydn (1737 – 1806).

 Im informativen und gut illustrierten Programmheft des kleinen, aber musikalisch hochwertigen Barockfestivals findet sich ein Vorwort von Bernd Roger Bienert, dem Festivalgründer und Intendanten des Teatro Barocco, in dem er seine Ideen ausführlich darlegt. Ein lesenswertes Zitat daraus: „Unsere nach historischen Vorbildern rekonstruierte TEATRO BAROCCO-Saalbühne geht mit dem prachtvollen Raum der Bibliothek des Stiftes Altenburg, mit den einzigartigen Fresken von Paul Troger und mit der Architektur Joseph Munggenasts eine gelungene Symbiose ein, verschmilzt mit ihm zu einer ästhetischen Einheit.“

 Diese ästhetische Einheit gelang Bernd Roger Bienert auch als Regisseur der beiden Opern mit seiner Inszenierung, die besonderen Wert auf die Gestik und Gebärdensprache des 18. Jahrhunderts legt, und mit der Ausstattung, die durch bunt bemalte Kulissen und prächtige Barockkostüme besticht.


Galatea (Kira von Zierotin) als zum Leben erweckte Statue mit ihrem Schöpfer Pygmalion (Ulrich Reinthaller) – Foto: Ernst Weingartner

 Das Melodram „Pygmalion“, dessen Libretto Jean-Jacques Rousseau verfasste und das 1779 in Gotha uraufgeführt wurde, handelt vom sagenhaften König von Zypern, der sich in eine von ihm geschaffene Marmor-Frauenstatue verliebt, die auf seinen Wunsch von Aphrodite, der Göttin der Liebe, zum Leben erweckt wird, worauf er sie zur Gemahlin nimmt.

Die Titelrolle wird vom Schauspieler Ulrich Reinthaller gegeben. Er deklamiert die langen, in „blumiger“ Sprache gehaltenen Monologe Pygmalions gestenreich und wortdeutlich. Die zum Leben erweckte Statue Galatea wird von der deutschen Schauspielerin Kira von Zierotin nicht weniger gestenreich gespielt.

 Nach der Pause, die das Publikum zu einem Spaziergang auf der Terrasse des Stifts nützen konnte, wurde die zweiaktige Komödie „Die Hochzeit auf der Alm“ von Michael Haydn, dem Bruder des berühmteren Joseph Haydn, gespielt, deren Uraufführung im Jahr 1768 in der Großen Aula der Salzburger Benediktiner-Universität stattfand. Das Libretto verfasste der Benediktinerpater Florian Reichssiegel, der als Professor an der Salzburger Universität lehrte.

 Für die Haydn-Oper griff er auf die alte Genoveva-Legende zurück, die seit dem 17. Jahrhundert immer wieder für geistliches Theater bearbeitet wurde. Die schwangere Genoveva von Brabant war von ihrem Gatten wegen vermeintlicher Untreue zum Tod verurteilt worden, konnte sich jedoch durch Flucht in die Wälder der Hinrichtung entziehen. Viele Jahre später fand ihr von Reue geplagter Gatte während einer Jagd die Totgeglaubte mit dem gemeinsamen Sohn wieder. – Im Haydn-Werk ist es Landgraf Roderich, der seine totgeglaubte Frau Dorinda auf einer Alm mit ihrer gemeinsamen Tochter Phyllis findet, als er dem flüchtenden jungen Wilderer Polidor mit seinen Jägern auf der Spur ist.


Arno Raunig als Wilderer und Anne Wieben als Sennerin. Foto: Ernst  Weingartner

 Die Aufführung bestach durch ein gut ausgewogenes Ensemble, aus dem der Sopranist Arno Raunig in der Rolle des Polidor, die Altistin Anne Wieben als Dorinda und die erst 15-jährige Sopranistin Marie-Sophie Janke herausstachen. Arno Raunig, von vielen Produktionen der Neuen Oper Wien, aber auch des Stadttheaters Klagenfurt bekannt, stellte mit beachtlicher Spielfreude den Wilderer Polidor dar, wobei er darstellerisch mit großen Gesten und Gebärden und stimmlich mit seinem hellen Countertenor zu beeindrucken wusste. Ebenso ausdrucksstark agierte Anne Wieben, als hübsche Sennerin und Mutter Selindas, die von der blutjungen Marie-Sophie Janke mit vielversprechender Stimme dargestellt wurde.

 Honorig der Tenor Peter Widholz als Landgraf Roderich, der schließlich seine Tochter Selinda dem Wilderer Polidor zur Frau gibt und dem er gestattet, in Zukunft legal jagen zu dürfen. Menalkas, der Ziehvater des Polidor, wurde vom Bariton Günther Strahlegger gegeben, den Oberförster des Landgrafen spielte Ernst Christian Mathon. Für mehrere komische Szenen sorgte der Schauspieler Samuel Machto, der die beiden Jäger Marx und Stihl spielte, wobei er fortwährend im Tonfall und in der Gestik der beiden zu wechseln hatte.

 Das siebenköpfige Musikerensemble „Teatro Barocco“, das Aries Caces vom Cembalo aus umsichtig leitete, spielte sowohl die stark an Mozart erinnernde Partitur von Benda wie auch die Musik Michael Haydns einfühlsam und klangvoll. Dass die Musik der beiden Komponisten so gut zur Geltung kam, lag auch an der guten Akustik in der Stiftsbibliothek von Altenburg.

 Das von den Darbietungen begeisterte Publikum dankte allen Mitwirkenden mit nicht enden wollendem Applaus, wobei die Phonstärke bei Arno Raunig und Marie-Sophie Janke besonders anschwoll. Ich bin überzeugt, dass sich viele Besucherinnen und Besucher den Termin der 3. Saison des Teatro Barocco im Stift Altenburg vorgemerkt haben: 11. Juli (Premiere) bis 27. Juli 2014.

 Udo Pacolt

 PS: Ein Hinweis für alle Barockopernfreunde: Am 19., 20., und 21. Juli 2013 finden noch drei Vorstellungen des Teatro Barocco im Stift Altenburg statt!

 

 

 

 

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