Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

A MOST WANTED MAN

09.09.2014 | FILM/TV

FilmPlakat Most Wanted Man~1

Ab 12. September 2014 in den österreichischen Kinos
A MOST WANTED MAN
USA / 2014
Regie: Anton Corbijn
Mit: Philip Seymour Hoffman, Rachel McAdams, Robin Wright, Willem Dafoe, Nina Hoss u.a.

Irgendwann hat Autor John le Carré bedauert, dass mit dem Ende des Kalten Krieges auch jene Art von Spionage-Krimis gestorben sei, die er zu schreiben pflegte. Nun, der Ersatz hat sich mit dem internationalen Terrorismus wahrlich schnell angeboten, le Carré schreibt munter weiter, wird gerne gelesen und gelegentlich verfilmt. Zuletzt 2011 „Dame, König, As, Spion“ (das war allerdings noch eine Cold-War-Geschichte), nun mit „A Most Wanted Man“, basierend auf seinem Roman „Marionetten“ von 2009. Der deutsche Titel trifft es durchaus – Marionetten sind sie, die Täter und die Jäger, am Ende halten sich die großen Geheimdienste, weder die Amerikaner noch die Deutschen, an irgendwelche Abmachungen und erledigen Dinge gerne auf die „nasse“ Art, wie man so schön sagt…

Dieser Film spielt in Hamburg, das hier nicht in seinem durchaus vorhandenen Hanseaten-Glanz gezeigt wird, sondern als poröse Hafenstadt, in der nicht nur die Attentäter von 9/11 eine zeitlang untergekommen sind, sondern wo auch heute zahllose Flüchtlinge nach Europa hereinsickern. Hier ist nun Günther Bachmann mit einer kleinen Spezialzelle in der Terrorbekämpfung tätig. Philip Seymour Hoffman spielt diesen Mann mit äußerer Ruhe und höchster innerer Angespanntheit, und man kann gar nicht genug um diesen Schauspieler trauern (und um Robin Williams natürlich auch…) – Menschen, die sich aus dem Leben genommen haben und in ihrem Beruf dank ihrer außergewöhnlichen Persönlichkeiten noch so viel hätten leisten können…

Ihm zur Seite: Nina Hoss, Daniel Brühl, als schmierigen Kontaktmann Martin Wuttke und als Deutschlands Beitrag zu den großen Geheimdiensten Rainer Bock und in einer winzigen Rolle Herbert Grönemeyer, der auch für die Filmmusik sorgte.

Die Geschichte handelt von Manipulation – der russisch-tschetschenische Flüchtling Issa Karpov (Grigoriy Dobrygin) soll dazu gebracht werden, einen Mann auffliegen zu lassen, der unter der Maske muslimischer Wohltätigkeit Waffen verkauft und verschiebt. Dazu muss man auch die Menschenrechtsanwältin Annabel Richter (eine sehr gute Rolle für Rachel McAdams) gewinnen, die ihrerseits – eher wider Willen – ein falsches Spiel zu spielen hat, obwohl sie doch eigentlich ehrlich bemüht ist, Flüchtlingen zu helfen. Brutaler psychischer Druck und falsche Versprechungen – ein schmutziges Gewerbe, in dem auch die Banker übel mitspielen (Willem Dafoe, immer glaubhaft als Schmutzian) und in dem Günther Bachmann wenigstens versucht, Anstand zu wahren. Aber die CIA-Beauftragte (cool: Robin Wright), die ihm scheinbar Freiraum gewährt, lügt unter verbindlichem Lächeln wie gedruckt…

Der von dem niederländischen Regisseur Anton Corbijn geradezu „diskret“ inszenierte Film ist nicht von der Action her spannend, sondern im psychologischen Gefüge, und weil er einem nicht den Kopf mit Krawall und lauten Effekten vernebelt, wird man eher auf das Problem zurückgeworfen – und auf die Schwierigkeiten, es in der Realität zu bekämpfen.

Renate Wagner

 

Diese Seite drucken